War es zwar schon vorher abzusehen, dass die Balkan-Route zu einem Brennpunkt der Flüchtlingskrise wird, hatte das was zurzeit passiert kaum jemand erwartet: Tausende Menschen harren auf Europas Bahnhöfen aus. Auf den Bahnsteigen vom Westbahnhof und ungarischen Keleti worauf sich normalerweise Geschäftsverkehrende und Reisende tummeln, sitzen nun Familien aus Syrien mit ihren Kindern und warten auf die Weiterreise. Gleichzeitig geht auch das Sterben im Mittelmeer weiter – wie uns das Bild des ertrunkenen Jungen aus Kobane in aller Härte gezeigt hat. So gerechtfertigt die Empörung über die Zustände sind, Wut kann nicht die Antwort sein. Die politische Antwort kann nur eine Europäische sein. Wir brauchen eine gerechte Verteilung nach Quoten, Möglichkeiten zur Asylbeantragung in und um die Krisenregionen, Korridore zur sicheren Einreise und mehr Mittel für die Flüchtlingshilfe vor Ort. Es braucht heute keine Gipfel in einer Stadt wie Dublin, es würde genügen, wenn innerhalb des europäischen Gesetzgebungsprozesses neue Regeln für ein gemeinsames europäisches Asylsystem aufgestellt werden, die alle Länder in die Verantwortung nehmen. Europa hat die politischen Möglichkeiten, ein europäisches Asylsystem zu schaffen und finanzielle Hilfe für die Herkunftsländer zu leisten, bisher wurden diese Möglichkeiten aber nicht genutzt. Es ist an der Zeit, sich nicht weiter abzuschotten – sondern mehr Verantwortung für die Welt zu übernehmen, in Erscheinung zu treten und den Flüchtlingen das zu bieten, was sie von Europa erhoffen: Einen Empfang und ein Leben in Würde und Sicherheit. Während die Kinder in Budapest dort schlafen wo normalerweise Koffer liegen, wäre es für Europa höchste Zeit endlich aufzuwachen.

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