Ich konnte im Laufe meiner Wahlkampagne mit unendlich vielen Menschen reden. Viele interessante Gespräche werden mir in Erinnerung bleiben.
Es gehört aber auch zu den bleibenden Eindrücken mit welcher Vehemenz und Eindringlichkeit ausländerfeindliche Auffassungen vertreten wurden. Das waren keine Einzelmeinungen, vielmehr zog sich dieses Thema wie ein roter (brauner) Faden durch die meisten Diskussionen. Es waren auch nicht die typischen Krakeeler, sondern „biedere“, auf den ersten Eindruck liebenswerte Zeitgenossen. Die Geschlechterverteilung spielte dabei überhaupt keine Rolle.
Solche Gespräche folgten zumeist einem bestimmten Ablauf. Nach einer Einleitung à la „Ich bin wirklich nicht ausländerfeindlich, aber…..“ oder „Bei mir im Haus wohnt auch eine Ausländerfamilie (oft mit dem Zusatz aus Kroatien oder Ex-Jugoslawien), das sind wirklich anständige Menschen…“ folgte zumeist die lapidare Feststellung, dass das nicht mehr auszuhalten wäre mit den Ausländern: zu viele, zu laut, zu aggressiv, einseitig bevorzugt durch den Sozialstaat.
Manche ließen sich auf inhaltliche Diskussionen ein und oft konnten Missverständnisse ausgeräumt werden. Viele aber blieben hartnäckig bei ihren vorgefassten Meinungen. Auf die Frage, was sie denn von „der Politik“ erwarten würden, zumeist ein lapidares „Ihr müsst was dagegen tun!“ oder ein „Lasst uns nicht allein!“. Oft und oft habe ich dann versucht, meine GesprächspartnerInnen zu ersuchen, diese Forderung zu konkretisieren. Zumeist war dies nicht möglich: außer „Weniger Zuzug“, „Grenzen dichtmachen“ „Weg damit, wenn einer straffällig wird“ oder die Forderung nach eigenen Ausländerklassen.
Einige ließen sich darauf ein, durchzuspielen, was dies alles – abgesehen vom menschlichen Leid – bedeuten würde: Wie unsere Wirtschaft dastehen würde, wer unseren Sozialstaat finanzieren sollte etc.
Ein Passant mittleren Alters, mit dem ich eine halbe Stunde diskutiert hatte, meinte am Ende des Gesprächs lapidar: „Sie haben ja Recht, aber ich bleibe trotzdem bei meiner Meinung.“