Die heutige Ausgabe der Presse hat es in sich. Ein Interview mit dem türkischen Botschafter, der uns – sichtlich genervt von seinen bisherigen Erfahrungen in diesem Land – ganz undiplomatisch zwar, den Spiegel vor Augen hält.
Ohne Umschweife kommt er zur Sache und lässt auch seine türkischen Landsleute nicht ungeschoren. Soviel Direktheit lässt sich schwer ertragen, gerade in Österreich. Und wenn dann ein ausländischer Diplomat gar ausspricht, dass die Integrationsagenden besser nicht im Innenministerium verortet sein sollten und die Amtsinhaberin eigentlich bei einer Partei weiter rechts eingeschrieben sein sollte, dann hat er unseren wunden Punkt getroffen. Das lassen wir uns nicht gefallen! Schon gar nicht von einem Türken!
Endlich haben wir wieder einen Außenfeind. Statt sich mit Argumenten auseinanderzusetzen, schwingen wir lieber die Nestbeschmutzerkeule. Alles schon gehabt, und immer wieder in die Falle gegangen, bei Waldheim, bei Schwarz-Blau usw. Österreich und “das Ausland” – eine schreckliche, eine besorgniserregende Geschichte. Österreich und “die Ausländer” ebenso.
Auch nachzulesen in der heutigen Presse. Da erfahren wir doch glatt, dass entgegen den landläufigen Überzeugungen – nicht zuletzt auch durch die Innenministerin höchstpersönlich geschürt – ein wesentliches Fundament des Bedrohungsbildes, das die österreichische Politik seit Jahren antreibt, gar nicht aufrecht zu erhalten ist.
Unter dem Titel “Das Phantom des kriminellen Ausländers” heißt es: „Ausländer“ sind in Kriminalitätsstatistiken und -debatten überproportional vertreten. Experten sehen derartige Statistiken kritisch: Bei genauerer Betrachtung ergibt sich ein wesentlich differenzierteres Bild.“
Doch was scheren uns Wahrheiten, noch dazu, wenn sie unangenehm sind. Wir ziehen es vor, uns in einer Welt der Inszenierungen und Einbildungen einzurichten. Lieber zu Tode gefürchtet als nüchtern analysiert. Es ist Zeit für mehr Vernunft! Ich befürchte, dass dieser Ruf im nun einsetzenden Kriegsgeheul gegen den Repräsentanten des türkischen Staates untergehen könnte.