WIEN. 81 Millionen Menschen sind in der EU armutsgefährdet, das ist ein Sechstel der Bevölkerung der EU. Das Überraschende daran: Fast die Hälfte davon lebt im reichen Westeuropa. Und die Armut nimmt zu. Das sind die dramatischen Ergebnisse der jüngsten Studie der Österreichischen Gesellschaft für Politikberatung und Politikentwicklung (ÖGPP), die am am Montag in Wien vorgestellt wurden.
Ein Sechstel der Bevölkerung der EU (16,5 Prozent) ist armutsgefährdet. Armut ist dabei kein Phänomen der süd- oder osteuropäischen Staaten allein. 36 der 81 Millionen Armutsgefährdeten leben im reichen Westeuropa, 25 Millionen in Südeuropa, 17 Millionen in Osteuropa, 3 Millionen in den skandinavischen Staaten.
Am stärksten gestiegen ist die Armutsgefährdung in den letzten Jahren in Rumänien und Bulgarien, Spanien und Griechenland sowie Deutschland. In Österreich ist die Zahl der Armutsgefährdeten mit etwa 1 Millionen Menschen relativ konstant. Armutsgefährdung ist zudem ein Phänomen großer Städte und Ballungsräume, in die Menschen in der Hoffnung auf Arbeit ziehen.
Am meisten von Armut gefährdet und betroffen sind in der EU arbeitslose Menschen, Teilzeitbeschäftigte, Menschen mit geringer Bildung, Alleinerzieherinnen und kinderreiche Familien, Ältere sowie Zuwanderer.
Sozialleistungen halbieren die Armutsgefährdung. Und sie werden notwendig sein, um die ehrgeizigen Ziele der Europa-2020-Strategie zu erreichen: bis 2020 will die EU die Zahl der Armutsgefährdeten um 20 Millionen senken. Auch Österreich hat sich im „nationalen Reformprogramm Österreich“ vorgenommen, die Zahl der Armutsgefährdeten bis dahin um fast eine Viertel Million Menschen zu verringern. Angesichts der öffentlichen Sparprogramme befürchtet die ÖGPP allerdings eher eine Zunahme der Armutsgefährdung, vor allem in Südeuropa.