Es gibt Interessantes und Aufregendes, oft Unerfreuliches zu beobachten in diesen Tagen und Wochen: Die endgültige Entlarvung einer blinden Technikgläubigkeit am Beispiel der atomaren Katastrophe in Japan. Die gewaltige Kraft des Freiheitsstrebens in den arabischen Nachbarstaaten Europas und der Zynismus, wie damit umgegangen wird. Oder die Unfähigkeit Europas, mit den außer Rand und Band geratenen Finanzmärkten fertig zu werden. Schließlich die zivilisatorische Katastrophe, die sich bei unseren ungarischen Nachbarn anbahnt. In Österreich beeilt sich der Bundespräsident, zwei Jahre vor den Nationalratswahlen, zu versichern, er müsse keinesfalls Strache als Bundeskanzler angeloben.
In unserer kleinen oberösterreichischen Welt ticken die Uhren glücklicherweise noch anders. Kaum zurückgekehrt von seinem Ausflug in die große Welt – wo er der Wahrnehmung der oberösterreichischen Landeskorrespondenz nach in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Landeshauptleutekonferenz mit dem deutschen Bundespräsidenten zusammentraf, von diesem allerdings protokollgemäß als Landeshauptmann Oberösterreichs empfangen wurde – setzt Landeshauptmann Josef Pühringer schon den nächsten Schritt als Kämpfer für die regionalen Interessen.
Bei einer Pressekonferenz präsentierte er am Gründonnerstag die Ergebnisse einer Studie, die das Land anlässlich 150 Jahr -Jubiläums des Februarpatents, mit dem Oberösterreich erstmals einen gewählten Landtag erhalten hatte, beim Meinungsforschungsinstitut IMAS in Auftrag gegeben hatte. Nicht ganz unerwartet stellte sich heraus, dass die Oberösterreicher dem „Wiener Zentralismus“ misstrauen. Messerscharf schließt der Landeshauptmann: „Wäre Österreich ein zentralistischer Staat, hätte Wien heute wahrscheinlich drei Millionen Einwohner.“
Er versicherte, dass im Zuge der Verwaltungsreform die Zuständigkeiten der Länder ausgebaut werden müssten, vor allem im Gesundheits- und Bildungsbereich. Dies läge nicht nur im Interesse der Bevölkerung, die mehrheitlich eine positive Meinung vom Föderalismus hätte, sondern würde auch seinem Staatsverständnis entsprechen: „Die Länder sind eigenständige Mitglieder des Bundesstaates. Sie sind keine nachgeordneten Organe des Bundes. Bund und Länder haben daher auf Augenhöhe aber auch mit Augenmaß miteinander umzugehen.“
Natürlich hat das für den Landeshauptmann nichts mit Kleinstaaterei oder Kantönligeist zu tun. Allerdings hielt diese auch bei anderen Gelegenheiten immer wieder vorgetragene Beteuerung den Auftraggeber der Studie nicht davon ab, schon einmal abfragen zu lassen, ob es den OberösterreicherInnen von „Gesamtösterreich losgekoppelt“ besser ginge. Immerhin 20 Prozent sind dieser Meinung, für 22% macht es keinen Unterschied und 38 % glauben, es würde schlechter werden.
Das sind erstaunliche Werte. Im für sein Unabhängigkeitsbestreben bekannten Schottland glaubt nicht mehr als ein Drittel der Befragten, dass die Unabhängigkeit eine Verbesserung der Situation mit sich brächte. Eigentlich ist dies aber auch wieder nicht erstaunlich, wenn man bedenkt, wie sehr das Image des „besten Bundeslandes“, angeführt von seinem besorgten Landesvater mit hohem Aufwand gepflegt wird. So sind gegenwärtig landauf landab Plakate zu bestaunen, auf denen der Landesvater zum Kampf gegen Diabetes aufruft. Am 7. Mai wird er im Oberbank Donau Forum bei einer Podiumsdiskussion seine Kompetenz unter Beweis stellen.