Page 13 of 14

Arigona

Bin sehr froh, dass die Zogajs wieder zurückkehren durften. Immer hin haben wir im Sommer der Familie zur Ausreise geraten.
Eine Verweigerung der Einreise durch die österreichischen Behörden hätte fatale Folgen gehabt. Glücklicherweise haben sie sich diese aber an ihre eigenen, zuweilen bizarren Regeln gehalten. Nunmehr kann niemand mehr behaupten, die Zogajs wären illegal eingereist.
Die Familie hat erstmals eine reelle Chance, ein normales Leben zu führen.
Leider sind noch einige zusätzliche bürokratische Hindernisse zu überwinden, aber wir sind diesbezüglich zuversichtlich.
Es ist jetzt wichtig, die Familie jetzt in Ruhe zu lassen und ihr die Möglichkeit zu geben ihr Leben so zu führen, dass sie nicht auf Schritt und Tritt von Fernsehkameras und Paparazzis verfolgt werden. Meine Bitte an alle, diesen Wunsch der Familie zu akzeptieren.
Arigona und ihre Familie haben Glück gehabt. Auch deswegen, weil sich Tausende für sie eingesetzt haben. Viele andere wurden abgeschoben und viele sind derzeit von Abschiebung bedroht. Jeden Tag und gnadenlos schlägt die Abschiebeindustrie zu. Viele Menschen leben mit der Angst, dass es an der Türe klingelt und sie aus ihrem gewohnten Leben gerissen werden.
Es ist höchste Zeit, diesen Zustand zu beenden. Deshalb fordern wir: Bleiberecht jetzt! Alle Menschen, die länger als fünf Jahre hier sind und sich keiner krimineller Vergehen schuldig gemacht haben sollen hier bleiben können. Subito!

Den Bock zum Gärtner machen

Das Vereinigte Königreich hat budgetäre Probleme, große. Die gegenwärtige Regierung aus Konservativen und Liberalen nutzt diese Gelegenheit zu einer Totalreform des Staates. Die Staatsausgaben sollen drastisch reduziert werden. Zum einen, indem man Personal abbaut und zum andern, indem Aufgaben zurückgenommen werden.
Das liegt ganz auf der Linie, die David Cameron schon zu Beginn seiner Amtszeit im Mai dieses Jahres angekündigt hatte: Ein abgeschlankter (also schwacher) Staat, dafür aber mehr gesellschaftliche Verantwortung. “Big Society” nannten das die Spindoktoren. Manche dachten, das wäre ein Fortschritt gegenüber Margaret Thatcher, die apodiktisch festzustellen pflegte: “There is no such thing as society”.
Der Gesundheitsminister Andrew Lansley ist der erste, der zeigen soll, wie man mit weniger Regeln und staatlichen Vorschriften größere Wirkung erzielen kann. Ausgerechnet im Bereich der Gesundheitsprävention.
Schon lange waren so manche Überlegungen aus dem Bereich der Public Health der Industrie suspekt. Etwa das “traffic light labeling”, das die Konsumenten und Konsumentinnen beim Kauf von Lebensmitteln bereits im Supermarkt über mögliche gesundheitsschädigende Wirkungen informieren sollte. Mehrere hundert Millionen Euro wurden investiert, um dessen Einführung auf europäischer Ebene zu verhindern. Mit dabei zum Beispiel die Supermarktkette Tesco, die Nahrungsmittelkonzerne Unilever, Kraft und Kellog’s.
Im Übrigen zeigten sich dieselben und ähnliche Firmen auch im Wahlkampf spendabel, zumeist für die Tories, mitunter auch für die LibDems.
Andrew Landsey möchte den modernen Volkskrankheiten – der rapid um sich greifenden Fettleibigkeit, dem exzessiven Alkoholkonsum der Briten und den ernährungsbedingten Erkrankungen – den Kampf ansagen, auch um die Gesundheitsausgaben zu dämpfen.
Allerdings soll es keine staatlichen Verbote oder Lenkungsmechanismen wie höhere Preise für Alkohol und Junk-Food geben. Das Verhalten der Menschen soll sich ändern, in dem diese mehr Selbstverantwortung übernehmen.
In fünf Arbeitskreisen soll dieser Politikwechsel vorbereitet werden. Mit dabei an vorderer und leitender Stelle, Repräsentanten von……………….Kellog’s, McDonald’s , KFC, Pepsi, Unilever, Mars oder der Wine and Spirit Trade Association. Auch die Sitzungskultur soll sich ändern. Nicht von Ministerialbeamten vorbereitete Papiere sollen diskutiert, sondern inputs aus der business community.
Da ist nicht mehr viel übrig geblieben von “Big Society”. Big Business rules.
Bild von diepresse.com

Türkenkrieg

Die heutige Ausgabe der Presse hat es in sich. Ein Interview mit dem türkischen Botschafter, der uns – sichtlich genervt von seinen bisherigen Erfahrungen in diesem Land – ganz undiplomatisch zwar, den Spiegel vor Augen hält.
Ohne Umschweife kommt er zur Sache und lässt auch seine türkischen Landsleute nicht ungeschoren. Soviel Direktheit lässt sich schwer ertragen, gerade in Österreich. Und wenn dann ein ausländischer Diplomat gar ausspricht, dass die Integrationsagenden besser nicht im Innenministerium verortet sein sollten und die Amtsinhaberin eigentlich bei einer Partei weiter rechts eingeschrieben sein sollte, dann hat er unseren wunden Punkt getroffen. Das lassen wir uns nicht gefallen! Schon gar nicht von einem Türken!
Endlich haben wir wieder einen Außenfeind. Statt sich mit Argumenten auseinanderzusetzen, schwingen wir lieber die Nestbeschmutzerkeule. Alles schon gehabt, und immer wieder in die Falle gegangen, bei Waldheim, bei Schwarz-Blau usw. Österreich und “das Ausland” – eine schreckliche, eine besorgniserregende Geschichte. Österreich und “die Ausländer” ebenso.
Auch nachzulesen in der heutigen Presse. Da erfahren wir doch glatt, dass entgegen den landläufigen Überzeugungen – nicht zuletzt auch durch die Innenministerin höchstpersönlich geschürt – ein wesentliches Fundament des Bedrohungsbildes, das die österreichische Politik seit Jahren antreibt, gar nicht aufrecht zu erhalten ist.
Unter dem Titel “Das Phantom des kriminellen Ausländers” heißt es: „Ausländer“ sind in Kriminalitätsstatistiken und -debatten überproportional vertreten. Experten sehen derartige Statistiken kritisch: Bei genauerer Betrachtung ergibt sich ein wesentlich differenzierteres Bild.“
Doch was scheren uns Wahrheiten, noch dazu, wenn sie unangenehm sind. Wir ziehen es vor, uns in einer Welt der Inszenierungen und Einbildungen einzurichten. Lieber zu Tode gefürchtet als nüchtern analysiert. Es ist Zeit für mehr Vernunft! Ich befürchte, dass dieser Ruf im nun einsetzenden Kriegsgeheul gegen den Repräsentanten des türkischen Staates untergehen könnte.

"Solidarität für Menschen mit Beeinträchtigung ist unteilbar"

Rede bei der Fachmesse INTEGRA (September 2010)
Wir leben in bewegten Zeiten. Seit das internationale Finanzsystem, dank rascher und generöser, staatlicher Unterstützungen nur knapp der Kernschmelze entgangen ist, ist alles in Fluss geraten. Niemand weiß wirklich, wie es weitergehen wird.
Nicht nur die Zukunft der Wirtschaft ist ungewiss, die Sozialsysteme drohen dem selbst verordneten Spardiktat zum Opfer zu fallen. Unsicherheit greift um sich und lässt viele Menschen an bisher Selbstverständlichem zweifeln. Allgemein akzeptierte Tugenden wie Toleranz und Rücksicht werden hinterfragt, der Blick in die Zukunft, der jede erfolgreiche Gesellschaft antreibt weicht einem ängstlichen Zaudern, das seine emotionale Triebkraft aus längst vergangen Geglaubtem bezieht.

Mani pulite (Saubere Hände)

Erstaunliches passiert in diesen Tagen. Plötzlich tauchen, nicht mehr unter den Tisch kehrbare Hinweise auf, wie das alles passieren konnte, was viele schon lange vermuteten. Wie sich während der schwarz-blauen Jahre manche Kreise ohne Scham die Taschen mit ehemals öffentlichem Eigentum vollstopfen konnten. Wie die Justiz wegen nicht vorhandener Ressourcen und wegen politischer Rücksichtnahme (um es vornehm auszudrücken) nicht in der Lage war, das alles einer rechtlichen Beurteilung zuzuführen.
Plötzlich erscheint Österreich als rückständiges, in der Bekämpfung der Korruption zögerliches, vom politischen Filz beherrschtes Land. Mitte August fühlten sich die meisten bundesdeutschen Qualitätsmedien bemüßigt, die Zusammenhänge ausführlich darzustellen. Auf diese Weise verfestigt sich im Ausland auch ein bislang erst in Konturen wahrnehmbares Meinungsbild.
Diesmal wird es allerdings den von der Kritik betroffenen Eliten nicht mehr mittels der Bedienung des Anti-Auslandreflexes gelingen, alles beim Alten zu belassen. Niemand ist mehr zum nationalen „Schulterschluss“ bereit, den Wolfgang Schüssel immer larmoyant einforderte.
Zu groß ist die Abscheu gegenüber den grotesken Praktiken, zu groß die Wut über die Unverfrorenheit so mancher shooting stars der schwarz-blauen Wendejahre.
Es sieht so aus, als ob dies alles aufbrechen und in einem nationalen Selbstreinigungsprozess münden könnte.
Selbst die Ablenkungsmanöver mancher Landesfürsten taugen nicht mehr. Wenn überhaupt, dann kann nur noch unsere nationale Leidenschaft, alles mit politischer Apathie ertragen zu können, den Lauf der Geschichte aufhalten.
Vieles erinnert an das Italien der frühen 90-er Jahre, als ein paar mutige und aufrechte Menschen im Justizapparat mit ihrem notorischen Beharren auf Rechtstaatlichkeit das politische System aus den Angeln hoben.
„Mani pulite“ (saubere Hände) beflügelte den Wirbelsturm der das politische Gebäude Italiens damals zum Einsturz brachte. Kaum ein Stein blieb auf dem anderen. Niemand hatte so etwas vorhergesehen.
Das italienische Beispiel mahnt freilich auch, sehr genau darauf zu achten, was danach passiert. Ohne unabhängige Medien und ohne starke Zivilgesellschaft –beides hierzulande schwach ausgeprägt- haben die Berlusconis ein leichtes Spiel.

Am Strand von Rhodos

Eine Woche habe ich mich nun am Strand von Lindos auf der Insel Rhodos dem Faulenzen hingegeben. Stundenlang am Stand zu liegen hat – entgegen vorher zur Schau gestellter Skepsis – durchaus seine wohltuenden Effekte. Vor allem, wenn man etwas Interessantes zum Lesen mit hat.
Diesmal hatte ich Golo Manns voluminöse Wallenstein-Biographie im Gepäck. Ein großartiges Geschichtswerk, das biographische Einfühlsamkeit mit luzider Kenntnis komplexer Machtverhältnisse verknüpft und durch einen virtuosen Erzählstil fesselt. Obwohl seit dieser vor allem für Deutschland verheerenden Katastrophe schon beinahe vier Jahrhunderte vergangen sind, gelang es mir nicht, einfach in die Geschichte abzutauchen, wie ich es mir eigentlich zum Vorsatz gemacht hatte.
Der Dreißigjährige Krieg ist das erste große europäische Drama. Seine „Helden“ kommen aus allen Teilen des Kontinents: Sie heißen Wallenstein, Tilly, Pappenheim Trcka, Kinsky, Piccolomini, Oxenstierna, Richelieu, etc. Es sind erbitterte, zum Äußersten entschlossene Gegner. Und dennoch haben sie etwas gemeinsam: die Obsession, durch auf Entscheidungsschlachten zugespitzte kriegerische Auseinandersetzungen den ersehnten Frieden erzwingen zu wollen. Wäre das Ergebnis nicht so furchtbar gewesen – Deutschland mochte sich für lange Zeit nicht von den Folgen dieses Gemetzels erholen – so müssten wir diesen Kriegshelden noch heute unendlich dankbar sein.
Weil sie uns ein für allemal klargemacht haben, dass nicht der Krieg zum Frieden führt. Nur die Politik und der ihr inhärente Kompromiss vermögen das. Es hat noch Jahrhunderte gedauert, bis Europa das auch wirklich kapiert hat und sich zum Verzicht auf kriegerische Konfliktlösungen durchgerungen hat. Das alles geht mir immer wieder durch den Kopf, während ich von Golo Manns Erzählkünsten gefesselt, auf meiner Strandliege die Tage vorbeigehen lasse.
Wenn ich mich von meinem Buch löse, dann höre ich den Menschen am Strand zu. Sie sprechen Griechisch, Italienisch, Französisch, Polnisch und Tschechisch (zumindest glaube ich, das heraushören zu können), Englisch in allen Variationen und natürlich Deutsch (Ossi, Wessi, Ösi). Der Schlachtenlärm aus meinem Buch löst sich in ein friedliches Nebeneinander auf und aus den einstmals belagerten Befestigungen sind kunstvoll angelegte Sandburgen geworden.

Über den Tellerrand – Vom Dazugehören

Referat – Österreichische Kinderfreunde – Rote Falken – „Aufbruch 2010“ Salzburg 11. April 2010
Ich habe mich sehr über die Einladung zu diesem Referat gefreut, da ich mich der österreichischen Kinderfreundebewegung sehr verbunden fühle.
Natürlich ist es auch für mich als Präsidenten der österreichischen Volkshilfe eine vorrangige Verpflichtung heute hier zu sein: unsere beiden Organisationen haben eine lange Tradition der Auseinandersetzung mit dem Thema:
Der Skandal der Armut ist der Urgrund der Existenz unserer Organisationen. Nicht zu akzeptieren, dass Kinder, nur weil ihre Eltern arm oder weniger begütert sind geringere Chancen haben sollen, nicht hinzunehmen, dass Armut gleichsam vererbt wird, das hat die Sozialdemokratie in ganz Europa über ein Jahrhundert lang ausgezeichnet.
Keine andere politische Bewegung hat sich so vorbehaltlos dem Ziel verschrieben, Armut von ihren Wurzeln her zu bekämpfen.
Über den Tellerrand soll ich blicken. Das erfordert etwas weiter auszuholen.
Ich möchte eine persönliche Befindlichkeit, die mich seit Wochen nicht loslässt, an den Beginn meiner Ausführungen stellen.
Ich habe vor ein paar Wochen meinen 60. Geburtstag gefeiert. Ein Anlass, sich zu erinnern und ein bisschen autobiographisch werden zu dürfen.
Ich wurde in ein kleines Innviertler Dorf geboren, in dem wegen der Existenz eines Granitsteinbruchs die sozialen Gegensätze klar sichtbar waren. Meine Eltern betrieben eine Gemischtwarenhandlung. Das Geschäft bildete gleichsam den Mittelpunkt des Dorfes, hier wurde nicht nur eingekauft, vielmehr war es eine Art Kommunikationszentrum. Ein idealer Ort für ein heranwachsendes Kind zu lernen, wie Gesellschaft funktioniert.

Viel Lärm

Vieles macht Indien unverwechselbar. Etwas ganz besonderes ist der Straßenverkehr. Wer das einmal erlebt hat, wird es nicht vergessen. Ein kreatives Chaos, das sich gründlich von der vergleichsweise kontrollierten Raserei hierzulande unterscheidet.
Mühsam quält sich ein Wurm unterschiedlichster VerkehrsteilnehmerInnen dahin, Autos (und was für welche!), Motorräder, jede Menge Schwerverkehr, Fahrräder, Rikschas, Ochsengespanne und Kühe auf der Suche nach Nahrung. Die dabei entstehende Abgaswolke unterdrückt den strengen Geruch, der über vielen Städten des Landes hängt.
Einzigartig ist der Lärm, der von diesem Gewusel ausgeht. Laute Motoren, Zurufe, Musik und ein unentwegtes Gehupe. Die Hupe ist das wichtigste Instrument und wird in den verschiedensten Situationen angewendet: Um auf sich aufmerksam zu machen, beim Überholen, beim Abbiegen…
Ich liebe es, abends vom Hotelzimmer aus diesem kakophonischen Klangteppich des Verkehrslärms zuzuhören. Dieses Mal glaube ich eine Veränderung herauszuhören. Das Hupen ist seltener geworden. Leider kann ich es nicht messen.
Mir kommt Pier Paolo Pasolinis Beispiel vom Verschwinden der Glühwürmchen in den Sinn. In der agrarischen Gesellschaft waren sie eine alltägliche Erscheinung, jede/r kannte sie und die wenigsten bemerkten ihr Aussterben. Als sie nicht mehr zu sehen waren, da war auch die Agrargesellschaft verschwunden.
Die „Normalisierung“ des Straßenverkehrs ist eines von vielen untrügerischen Zeichen für die großen Veränderungen, die sich gegenwärtig in Indien ankündigen.

Gewichtige Beobachtungen

Dieser Tage war ich bei Jayalakshmi, einem bekannten Textilgeschäft in Kochi. Auf vier Stockwerken findet sich ein gut sortiertes und reichhaltiges Angebot an Damen-, Herren-, und Kinderbekleidung, auch westliche Markenware. Auf den ersten Blick kein großer Unterschied zu unseren Konsumtempeln. Wäre da nicht die sofort auffallende Präsenz einer viel größeren Anzahl von Verkäuferinnen. Schwärme von hübschen, in Sari gekleideten Inderinnen versuchen der Kundschaft hilfreich zur Seite zu stehen.
Sie sind so viele, weil ihre Arbeitskraft nicht teuer ist. Ihr Lohn reicht gerade zum Auskommen. Ihre kaufwütigen KundInnen sind im Durchschnitt um zehn Jahre älter, verfügen über ein Vielfaches an Einkommen und übertreffen sie vor allem an Körpergewicht. Der Wohlstand lässt sich hier, so wie bei uns zu Beginn des Wirtschaftsaufschwungs nach dem Krieg, vor allem an den Wohlstandsbäuchen erkennen.
Ein klares Fazit meines Einkaufsbummels: Der indische Mittelstand gewinnt eindeutig an Gewicht.

Harte Fakten

Ende Jänner veröffentlichte die Zeitung „The Hindu“ erschreckende Zahlen: Seit 1997 haben sich in Indien beinahe 200 000 in der Landwirtschaft tätige Menschen das Leben genommen, allein im Vorjahr waren es 16 196. Die Zahl der Selbstmorde steigt von Jahr zu Jahr. Aktuell findet in Indien laut Statistik des „National Crime Records Bureau“ jede halbe Stunde ein „Farm suicide“ statt.
Die Gründe sind vielfältig und haben am wenigsten mit ungünstigen Witterungsbedingungen zu tun. Eine wirkliche Dürreperiode könnte zu einem sprunghaften Ansteigen der Selbstmordrate führen. Häufigste Ursachen sind hohe Überschuldung, Abhängigkeit von Großgrundbesitzern und Perspektivlosigkeit. Immer mehr gerät Indien in den Griff der multinationalen Agrarkonzerne. Ein schier unvorstellbar großer Markt für industriell gefertigte Nahrungsmittel ist im Entstehen. Da gilt es von Anfang an dabei zu sein und da steht eine kleinstrukturierte, an der Erhaltung der Artenvielfalt ausgerichtete Bauernschaft im Weg. Der großflächige Anbau genmanipulierter Nahrungsmittel braucht keine selbständigen, von ihrer Erfahrung profitierende Bauern.
Profit ist sich selbst genüge.