Der Libanon ist ein kleines Land im Mittleren Osten, das im Norden und Osten an Syrien grenzt. Kaum ein anderes Land wird derzeit so gefordert. Über eine Million Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak befinden sich derzeit in dem Land, das knapp über 10.400 km2 Fläche verfügt. Etwa jeder vierte EinwohnerIn des Libanons ist ein Flüchtling. Der Vergleich, dass der Libanon acht mal kleiner ist als zum Beispiel Österreich, welches „nur“ 1500 Flüchtlinge aufnimmt, hinkt zwar etwas, da natürlich eher in die Nachbarregionen geflüchtet wird und die Flucht nach Europa nicht einfach ist, macht aber trotzdem deutlich, dass viel mehr möglich wäre – wenn die europäischen Staaten den politischen Willen zeigen würden. Auch Österreich macht – angesichts des Ausmaßes der humanitären Katastrophe – mit der Aufnahme von einem Kontingent von 1500 Flüchtlingen viel zu wenig. Kritisiert wird auch, dass die Flüchtlinge, die vom UNHCR ausgewählt wurden, oft besonders schwer traumatisiert sind und somit auf besondere Betreuung angewiesen sind, die ihnen selten in ausreichender Form geboten wird. Europa hat immer wieder Menschen in Not aufgenommen, jetzt wäre es wieder an der Zeit. Möglichkeiten zur Hilfe gibt es viele: Aufstockung und Öffnung der Kontingente zur Aufnahme von Flüchtlingen in Europa, tatsächliche Maßnahmen zur Betreuung und Hilfe, sowie Schaffung von Kompetenzzentren in Europa. Ebenso mehr Gelder und Personal für humanitäre Hilfe vor Ort, Sonderprogramme für misshandelte Frauen und Mädchen (wie zum Beispiel in Baden-Württemberg) und diplomatische Anstrengungen, um bei der Suche nach verschleppten Frauen, Druck auf andere arabische Staaten auszuüben. Auf europäischer Ebene haben die Außenminister im März 2015 die Fortführung der humanitären Hilfe sowie eine Regionalstrategie für Syrien und Irak beschlossen. Eine Milliarde Euro an EU-Geldern werden in den nächsten zwei Jahren für humanitäre und politische Maßnahmen in den betroffenen Regionen bereitgestellt werden. Das ist ein guter Schritt, dennoch nicht ausreichend. Es müsste viel mehr in den europäischen Staaten passieren. Wichtig ist es vor allem die Situation von Mädchen und Frauen, sowie religiöser und ethnischer Minderheiten verstärkt in den Fokus zu nehmen, die unter dem IS-Terror besonders schwer leiden. Alleine in den Flüchtlingsunterbringungen in der Region befinden sich geschätzte 5.000 schwer misshandelte, jesidische Mädchen und Frauen, die dringend Hilfe brauchen. Würde Europa nur ein wenig der humanitären Anstrengung auf sich nehmen, wie es der Libanon tut, dann wäre sehr vielen Menschen geholfen. Link zum ZIB Beitrag zur ORF TV-THEK „Katastrophe besonderen Ausmaßes“