Dieses Jahr hat wieder auf tragische Weise gezeigt, Kinder auf der Flucht brauchen besonderen Schutz. Anfang August kenterte vor der türkischen Küste ein Flüchtlingsboot – sieben Kinder starben – und kaum jemand scheint sich dafür zu interessieren. Es gab keinen internationalen Aufschrei, wie noch vor drei Jahren als das Foto des leblosen Körpers von Alan Kurdi, einem syrischen Jungen, der ebenfalls in der Ägäis ertrank, die ganze Welt schockierte. Von der Entrüstung über die Opfer eiskalter Flüchtlingspolitik ist heute nichts mehr übrig. Im Gegenteil Europas Regierungschefs überbieten sich beim Thema Asyl täglich mit neuen menschenfeindlichen Vorschlägen.
„Staatsmänner“ wollen keine Lösung
Seit über einem Jahr liegt das Reformpaket des EU-Parlaments zum Thema Asyl unberührt am Tisch. Staaten wie Ungarn, Polen und mittlerweile auch Österreich haben an einer Lösung kein Interesse. Sie berufen Sonder-Gipfel ein, spielen den starken Mann gegen Brüssel und lassen Flüchtlingsboote weiter durchs Meer irren. Das ist ihr politisches Geschäftsmodell. Klar ist, wenn die Mitgliedsstaaten weiter untätig bleiben, wird die Zahl der tragischen Schicksale steigen.
Rechte für Flüchtlingskinder
Kinder – ob geflüchtet oder nicht – haben Rechte. Sie brauchen Begleitung und Information und sollen die Behörden als Helfer und nicht Bedrohung erleben. Die EU-Mitgliedstaaten müssen die Einhaltung von Kinderrechten garantieren. Das gilt auch für das Asylverfahren und das Recht auf Familienzusammenführung. Es muss Schluss damit sein, Verfahren absichtlich in die Länge zu ziehen, damit die für Kinder vorgesehenen Rechte aufgrund von Volljährigkeit wegfallen. Statt Aktionismus müssen die Regierungschefs Lösungsbereitschaft zeigen. Sprechen wir endlich ganz sachlich über legale Einreisemöglichkeiten, klar definierte Verteilungsquoten und finanzielle Unterstützung der Herkunftsländer.